Matera: Die Dörfer im Umkreis von 20 Kilometern – Zahlen, Fakten und Hintergründe

Matera: Die Dörfer im Umkreis von 20 Kilometern – Zahlen, Fakten und Hintergründe

Einführung

Matera, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der süditalienischen Region Basilikata, ist berühmt für ihre antiken Höhlensiedlungen, die „Sassi“. Doch jenseits dieser weltbekannten UNESCO-Welterbestätte bietet die Umgebung von Matera eine faszinierende Vielfalt an Dörfern mit historischem, kulturellem und geografischem Wert. Innerhalb eines Radius von 20 Kilometern erstreckt sich ein Mosaik aus Gemeinden, die einen tiefen Einblick in die ländliche Struktur Süditaliens ermöglichen – fernab des Massentourismus.

Im Folgenden stellen wir die wichtigsten Dörfer im 20-Kilometer-Umkreis vor, untermauert mit Zahlen, historischen Fakten und aktuellen Entwicklungen.


1. Montescaglioso – Das kulturelle Zentrum

Entfernung von Matera: ca. 15 km südlich
Einwohnerzahl (2023): ca. 9.300
Höhe: 365 m ü. M.

Montescaglioso zählt zu den bedeutendsten Orten in der Umgebung Materas. Die Stadt ist vor allem für die Benediktinerabtei San Michele Arcangelo bekannt, die im 11. Jahrhundert gegründet wurde. Der historische Ortskern ist reich an Palazzi, Kirchen und engen Gassen, die den mittelalterlichen Charakter bewahren.

Wirtschaft: Die lokale Wirtschaft basiert auf Landwirtschaft (Getreide, Olivenöl, Wein) und zunehmend auf Kulturtourismus.

Besonderheit: Das Dorf gilt als kulturelles Zentrum der Region mit einem aktiven Veranstaltungskalender, insbesondere rund um religiöse Feste und historische Reenactments.


2. Miglionico – Die Stadt des Castello del Malconsiglio

Entfernung von Matera: ca. 14 km südwestlich
Einwohnerzahl: ca. 2.200
Höhe: 465 m ü. M.

Miglionico ist vor allem durch das Castello del Malconsiglio bekannt, in dem 1485 eine Verschwörung gegen den König von Neapel stattfand. Die Altstadt bietet einen eindrucksvollen Ausblick über das Tal des Basento und ist vollständig von mittelalterlichen Mauern umgeben.

Wirtschaft: Kleinbetriebe, Olivenanbau und Tourismus.

Architektonische Highlights: Neben dem Schloss beeindrucken auch die Kirche Santa Maria Maggiore und der mittelalterliche Ortskern.


3. Irsina – Das „verlorene Juwel“ der Basilikata

Entfernung: ca. 20 km nordwestlich
Einwohnerzahl: ca. 4.800
Höhe: 550 m ü. M.

Irsina war einst Bischofssitz und verfügt über ein reiches kulturelles Erbe. Die Kathedrale von Irsina beherbergt eine Statue des Heiligen Euphemia, die Michelangelo zugeschrieben wird.

Demografischer Wandel: In den letzten Jahren ziehen vermehrt internationale Künstler und Pensionäre nach Irsina, wodurch sich ein kreatives Milieu entwickelt.

Besonderheit: Die Kombination aus mittelalterlicher Architektur, sanften Hügeln und urbaner Renaissance-Atmosphäre macht Irsina einzigartig in der Umgebung.


4. Bernalda – Die Verbindung zur Hollywood-Welt

Entfernung: ca. 18 km südöstlich
Einwohnerzahl: ca. 12.000
Höhe: 127 m ü. M.

Bernalda ist durch Regisseur Francis Ford Coppola bekannt geworden, dessen Großeltern von hier stammen. Er besitzt ein Hotel in einem restaurierten Palast aus dem 19. Jahrhundert.

Architektur & Infrastruktur: Bernalda ist städtischer geprägt als andere Dörfer der Region, bietet aber dennoch Zugang zur unberührten Natur und Strände des Ionischen Meeres (ca. 20 Minuten Fahrt).

Tourismus-Trend: Zunehmende internationale Sichtbarkeit durch kulturelle Veranstaltungen, Filmsymposien und Gastronomie.


5. San Mauro Forte – Das Dorf der "Campanacci"

Entfernung: ca. 19 km westlich
Einwohnerzahl: ca. 1.300
Höhe: 540 m ü. M.

Ein besonders traditionsbewusstes Dorf ist San Mauro Forte. Jedes Jahr im Januar findet das Fest der „Campanacci“ statt, bei dem Einwohner mit Kuhglocken durch die Straßen ziehen – ein altes Fruchtbarkeitsritual.

Sozioökonomische Struktur: Geprägt von Landwirtschaft und rückläufiger Bevölkerung, jedoch mit lebendigen Brauchtümern.

Authentizität: Kaum touristisch erschlossen, ideal für ethnografische Studien.


6. Pomarico – Der barocke Balkon

Entfernung: ca. 16 km südwestlich
Einwohnerzahl: ca. 3.800
Höhe: 459 m ü. M.

Pomarico ist bekannt für seine barocke Architektur und eine enge Verbindung zum Komponisten Egidio Romualdo Duni. Der Ort wird oft als „Balkon der Basilikata“ bezeichnet, wegen seines spektakulären Panoramas über das Tal des Bradano.

Wirtschaftliche Entwicklung: Fokus auf lokale Musik- und Kulturinitiativen.

Entwicklungsprojekte: Sanierung des Zentrums und Wiederbelebung des Wochenmarkts zur Förderung regionaler Produkte.


Landschaft und Infrastruktur im Überblick

Der Umkreis von 20 Kilometern um Matera liegt in einer Übergangszone zwischen Hügelland und Tafelbergen. Die Region ist durchzogen von Olivenhainen, Getreidefeldern und Karstformationen. Trotz der ländlichen Struktur ist die Infrastruktur vergleichsweise gut: Die Strada Statale 7 und mehrere Provinzstraßen verbinden die Orte effizient mit Matera.

Anbindung:

  • Bahnhof Matera Centrale: Regionaler Verkehr

  • Flughafen Bari (Palese): ca. 65 km entfernt

  • Busverbindungen: täglich in nahezu jedes Dorf


Demografie und wirtschaftliche Tendenzen

Die meisten Dörfer im Umkreis leiden unter Abwanderung, insbesondere junger Menschen. Einige Gemeinden, wie Irsina und Bernalda, zeigen allerdings Gegenbewegungen durch Zuzug aus dem Ausland oder gezielte Kulturförderung.

Bevölkerungsentwicklung:

  • Ø Bevölkerungsverlust (2010–2023): ca. –12 %

  • Altersdurchschnitt: über 47 Jahre

  • Erwerbstätigenquote: unter 55 %

Zukunftsstrategien:

  • Förderung von nachhaltigem Tourismus

  • Wiederbelebung lokaler Märkte

  • Digitalisierung und Coworking-Projekte in Pilotphasen


Fazit: Verborgenes Potenzial in historischer Kulisse

Der 20-Kilometer-Radius um Matera offenbart eine reiche Vielfalt an Geschichte, Kultur und traditioneller Lebensweise. Jedes Dorf bietet ein individuelles Profil – sei es architektonisch, wirtschaftlich oder soziokulturell. Für Fachleute aus den Bereichen Regionalentwicklung, Tourismus, Soziologie und Stadtplanung bieten diese Orte ein wertvolles Untersuchungsfeld für die Dynamik zwischen Tradition, Abwanderung und innovativen Wiederbelebungskonzepten.

Während Matera im Rampenlicht steht, schlummert in den umliegenden Gemeinden ein enormes Potenzial – sei es für nachhaltige Tourismusstrategien, ländliche Kulturprojekte oder Investitionen in klimafreundliche Landwirtschaft und digitale Infrastruktur.


Meta-Informationen

Labels: Matera, Dörfer bei Matera, Basilikata, Montescaglioso, Miglionico, Irsina, Bernalda, Pomarico, San Mauro Forte, Süditalien Tourismus, UNESCO Italien, Sassi di Matera, ländlicher Tourismus Italien, Regionalentwicklung Basilikata, Geschichte Süditalien

Meta-Beschreibung:
Entdecken Sie die Dörfer rund um Matera in einem Umkreis von 20 Kilometern – mit Zahlen, Fakten und Hintergründen zu Geschichte, Kultur und Entwicklungspotenzial. Ein informativer Beitrag für Experten, Planer und Italien-Liebhaber.


Powered by GetYourGuide

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Rund 100 Tagesausflüge in der Region Basilikata

I Sassi di Matera: Ein Blick auf die Geschichte und Kultur der Stadt

Ein Rundgang durch die verborgenen Schätze Materas: Die Höhlenkirchen San Pietro Barisano und Santa Lucia alle Malve