Matera als Filmkulisse – auch jenseits der großen Blockbuster
Matera als Filmkulisse – auch jenseits der großen Blockbuster
Wenn man „Matera“ und „Film“ in einem Satz hört, denken viele sofort an Mel Gibsons The Passion of the Christ oder den letzten James Bond. Verständlich. Diese Filme haben das Bild der Stadt mit ihren Höhlenwohnungen in alle Welt getragen. Aber Matera kann mehr. Viel mehr. Die Stadt im Süden Italiens ist längst nicht nur Kulisse für Bibel-Epen und Actionfilme – sondern auch ein Rückzugsort für kleinere Produktionen, Dokus und experimentelle Filme, die hier ganz andere Geschichten erzählen.
Zwischen Weltkulturerbe und Wirklichkeit
Matera wirkt manchmal wie aus der Zeit gefallen. Die Sassi – also die in den Fels gehauenen Altstadtviertel – sehen je nach Licht wie eine Filmkulisse aus, die man einfach stehen gelassen hat. Und genau das nutzen viele Filmschaffende. Während große Produktionen oft mit riesigem Aufwand anrücken, arbeiten kleine Teams hier mit erstaunlicher Ruhe.
Ein Beispiel: Der italienische Film Il Vangelo secondo Matteo (1964) von Pier Paolo Pasolini wurde hier gedreht, lange bevor der Ort als „Bibelstadt“ vermarktet wurde. Pasolini mochte das Archaische, das Unfertige. Viele Szenen zeigen echte Bewohner, keine Schauspieler. Später folgten unzählige Independent-Produktionen, Kurzfilme oder TV-Dokumentationen – oft ohne großes Budget, aber mit viel Gespür für Atmosphäre.
Nischenfilme und Serien – Matera als zweite Hauptrolle
Einige weniger bekannte Titel? Zum Beispiel King David (1985) mit Richard Gere, der trotz Starbesetzung kaum Aufmerksamkeit bekam. Oder La Lupa (1996), ein düsteres Drama, das Matera in melancholisches Licht taucht. Auch europäische Fernsehserien und Kunstprojekte nutzen die Stadt – manchmal nur für einzelne Szenen, manchmal für ganze Staffeln.
In Dokumentationen über das einfache Leben im Süden Italiens taucht Matera ebenfalls immer wieder auf. Mal als Sinnbild für Armut, mal für Widerstandsfähigkeit oder kulturellen Wandel. Und manchmal einfach, weil die Gassen und Felsen eine unvergleichliche Tiefe haben. Kein Setdesigner der Welt könnte das nachbauen.
Warum Filmemacher hierherkommen
Es ist nicht nur das Licht. Auch nicht nur die Architektur. Es ist dieses Gefühl, dass die Stadt lebt – selbst wenn sie still ist. Filmemacher sprechen oft davon, dass Matera „eine Figur“ im Film wird. Keine Kulisse im Hintergrund, sondern Teil der Geschichte.
Ein Regisseur erzählte einmal in einem Interview (sinngemäß): „In Matera muss man nichts erklären. Die Steine erzählen selbst.“ Und das trifft es ganz gut.
Praktisch gesehen ist Matera aber auch ein unkomplizierter Drehort. Italienische Filmförderungen unterstützen viele Projekte, und die Stadtverwaltung hat in den letzten Jahren Strukturen geschaffen, um Drehgenehmigungen, Technik und Logistik zu erleichtern.
Persönliche Eindrücke
Ich war selbst zweimal in Matera – nicht zum Drehen, sondern einfach, um den Ort zu erleben. Beim zweiten Mal habe ich zufällig einem kleinen Filmteam zugesehen, das in einer engen Gasse drehte. Kein Hollywood-Glamour, eher improvisiert. Aber die Energie war spürbar. Zwischen Kabeln, Reflektoren und neugierigen Nachbarn entstand etwas Echtes.
Abends, wenn die Lichter in den Sassi angehen, versteht man, warum Matera Filmemacher nicht mehr loslässt. Diese Mischung aus Geschichte, Stille und Geheimnis – die ist schwer zu greifen. Aber auf der Leinwand funktioniert sie. Immer.
FAQ – Matera als Filmkulisse
Welche bekannten Filme wurden in Matera gedreht?
Neben The Passion of the Christ und No Time to Die auch Ben-Hur (2016), Wonder Woman (2017) und Pasolinis Il Vangelo secondo Matteo.
Gibt es in Matera Führungen zu Drehorten?
Ja, mehrere lokale Anbieter organisieren „Film Location Tours“. Man besucht Originalschauplätze, hört Anekdoten und sieht Fotos vom Set.
Warum eignet sich Matera besonders für historische oder biblische Filme?
Die Architektur ist einzigartig: Die Sassi wirken wie eine antike Stadtlandschaft. Mit wenigen Requisiten kann man hier jede Epoche darstellen – von der Antike bis ins Mittelalter.
Kann man Matera auch für kleine Filmprojekte nutzen?
Absolut. Es gibt spezielle Programme für Independent-Filme und Dokumentationen. Die Verwaltung ist erfahrungsgemäß offen für kreative Projekte, solange sie den Ort respektvoll behandeln.
Welche Jahreszeit ist für Dreharbeiten ideal?
Frühjahr und Herbst. Im Sommer kann es extrem heiß werden, und viele Gassen sind dann überlaufen. Das Licht im Oktober oder April ist dagegen perfekt – weich, warm, filmisch.
Wird Matera durch den Film-Tourismus überlaufen?
Teilweise, ja. Aber abseits der Hauptwege gibt es immer noch stille Ecken. Gerade kleinere Produktionen profitieren davon, dass man auch heute noch ungestört drehen kann.
Meta-Beschreibung:
Matera als Filmkulisse: Nicht nur Hollywood entdeckt die Felsenstadt. Auch Nischenfilme, Serien und Dokus nutzen ihre einzigartige Atmosphäre. Hintergründe, Beispiele und persönliche Eindrücke.
Labels:
Matera, Filmkulisse, Italien, Drehort, Independent-Film, Dokumentation, Filmstadt, Sassi, Reise, Filmproduktion, Kultur
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