Filmkulisse Matera
Einleitung
Matera, die eindrucksvolle ‘Stadt der Steine’ in Süditalien, hat sich durch ihre charakteristische Höhlenarchitektur und ihre steinernen Klippen zum weltweit gefragten Filmset entwickelt. Besonders hoch im Kurs steht sie für historische und biblische Filmproduktionen – Verfilmungen des Alten Testaments wie Das Evangelium nach Matthäus (1964), Die Passion Christi (2004) oder James-Bond-Blockbuster wie No Time to Die (2021) wurden hier realisiert. Matera dient dabei nicht nur als Kulisse, sondern als integraler Teil des filmischen Erlebnisses.
1. Historischer und architektonischer Hintergrund
Die historischen Sassi von Matera – bestehend aus den Sasso Caveoso und Sasso Barisano – sind Höhlenwohnungen, die auf der Kalksteinplatte der Murgia entstanden und eine kontinuierliche Besiedlung bis in die Steinzeit nachweisen. Die Siedlung war bis in die 1950er Jahre hinein die Lebenswelt vieler Menschen, deren primitive Lebensbedingungen Ursprünge humanistischer Filmströmungen wie dem italienischen Neorealismus boten .
Ein Grund für ihre Eignung als Filmkulisse ist die visuelle Nähe zu Jerusalem. Der spätnachmittägliche Schattenwurf auf den steinernen Fassaden verstärkt diesen Eindruck, was bereits Pasolini und Gibson inspiriert hat .
2. Die großen Bibelproduktionen
2.1 Pier Paolo Pasolini – Das Evangelium nach Matthäus (1964)
Pasolini entdeckte Matera als Kulisse für das Alte Testament, weil er ihre „zeitlose, existenzialistische Seele“ schätzte. Er drehte direkt vor Ort mit Laiendarstellern, teils Bewohnern Materas, um Authentizität zu erzeugen.
2.2 Mel Gibson – Die Passion Christi (2004)
Gibson definierte Matera als idealen Standort für die Kreuzigungsszenen. Die Via Muro wandelte sich in den Weg zur Kalvarienberg-Szenerie, während Teile des Murgia-Plateaus als Golgota fungierten.
Laut Scouts hat dieser Film maßgeblich den Tourismus und das Image der Stadt verändert .
2.3 Weitere religiöse Produktionen
Auch King David (1985), The Nativity Story (2006) und Mary Magdalene (2018) wurden teils in Matera gedreht.
3. Matera als Blockbuster-Kulisse
3.1 Ben Hur (2016)
Matera wurde für Szenen im römischen Umfeld verwendet – etwa als Platz für römische Legionäre .
3.2 Wonder Woman (2017)
Die Sassi dienten als mythische Insel Themyscira – ein fantastisches Setting für die Amazonenstadt.
3.3 James Bond – No Time to Die (2021)
Matera übernahm die Rolle einer südosteuropäischen Stadt in der Eröffnungsszene: enge Gassen, atemberaubende Tuffsteinpassagen und dramatische Fahrzeugverfolgungen – umgeben von rigiden Straßensperren des Produktionsteams .
In der Piazza San Giovanni Battista wurde eigens ein Turm-Dummy errichtet, damit die Seiltanzeinlage des DB5 gefilmt werden konnte.
4. Technische und logistische Transformationen
Matera ist mehr als Naturkulisse: für Großproduktionen wurden gezielt Straßen gesperrt, Fassaden temporär angepasst (Schutzfolien für Kirchen, Kulissenelemente bei Porta Pistola) .
Die Stadtregierung, Kommunen und regionale Kulturbehörden kooperieren eng mit Filmcrews, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten – etwa mit Apps wie Cinemappa, die Besucher über 76 Filme und 370 Locations informiert.
5. Sozial-kulturelle Auswirkungen
5.1 Städtischer Tourismusboom
Vor allem Die Passion Christi löste einen Touristenboom aus – die Anzahl der Film-bedingten Besucher stieg signifikant. Der Tourismus nahm auch aufgrund der späteren Bond-Dreharbeiten weiter zu, bis 2019 zur europäischen Kulturhauptstadt gewählt.
5.2 Lokale Ökonomie & Arbeitsplätze
Filmproduktionen brachten einerseits kurzfristige wirtschaftliche Belebung (Unterkunft, Catering, Extras), andererseits langfristige Arbeitsmöglichkeiten im Kulturtourismus und bei Stadtführungen .
5.3 Bewahrung des Kulturerbes
Die Renovierung der Sassi seit den 1970er Jahren und ihre UNESCO-Auszeichnung 1993 sind eng verknüpft mit dem Bewusstsein für den Filmpotenzial.
6. Herausforderungen und Perspektiven
6.1 Besucherströme & Nachhaltigkeit
Matera steht vor der Herausforderung, den wachsenden Tourismus mit dem Erhalt der empfindlichen Altstadt-Substanz in Einklang zu bringen. Sorgfältige Regulierung soll Substanzschäden durch Massentourismus vermeiden.
6.2 Kulturschutz vs. Kommerz
Historische Mauern müssen geschützt werden – temporäre Bauten werden mit Rücksicht auf den Baustoff Tuff umgesetzt, was öffentlich-private Kooperationen erfordert .
6.3 Zukunft des Filmstandorts
Dank Plattformen wie Cinemappa entsteht ein interaktives Kulturerlebnis. Neue Produktionen – etwa Terrence Malick – signalisieren, dass Matera auch in Zukunft im Fokus globaler Filmschaffender stehen wird.
Fazit
Matera erfüllt die Rolle einer lebenden Filmstadt mit Bravour: Ihre Architektur, Geschichte und atmosphärische Aura machen sie zur perfekten Bühne für biblische Epen wie auch moderne Blockbuster. Produktionstechnisch und organisatorisch bestens aufgestellt, profitiert die Stadt vom Kulturtourismus, muss aber ihre Kultursubstanz schützen. Angesichts fortlaufender Drehvorhaben bleibt Matera ein globaler Magnet für Filmschaffende und Cineasten.
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Erfahren Sie, wie Matera sich zur begehrten Filmstadt wandelte: Von biblischen Epen wie Passion Christi, historischen Monumentalfilmen à la Ben Hur, bis zu Hollywood-Blockbustern wie No Time to Die. Analyse der Transformation, Logistik, kulturellen Chancen und Herausforderungen im Zeichen nachhaltigen Tourismus.
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